Die Schwedter Inszenierung zeigt weniger den Freiheitskampf der jungen Generation, die um Individualität und Selbstverwirklichung ringt. Hier bleibt kaum Sympathisches an diesem Karl von Moor, der Schwedter Räuber ist kein Robin Hood, seine Räuberbande ist ein zerstrittener, grober, gewaltätiger, autoritätshöriger Haufen ohne Geist und Edelmut. Sein Bruder Franz – Karls Alter Ego – ist eher ein bemitleidenswerter Krüppel als ein fieser Intrigant. Beide versuchen vergeblich sich von der Autorität des Vaters – in der Rüstung des alten Ritters – frei zu machen. Und am Ende des Stückes versinkt alles in Tod und Zerstörung. In dieser Inszenierung sind alle nur mit sich beschäftigt: „Jeder glaubt sich im Recht. Keiner geht auf den anderen zu.“, heißt es in der Ankündigung im Programmheft.
Dass es mit Rücksicht und Kooperation in der Regel aber besser klappt im Leben, konnten wir auf der Hinfahrt ins Theater direkt erleben. Wegen einer Verspätung der Bahn hatten wir den Anschlusszug verpasst. Während wir in Angermünde auf den Zug warteten, organisierten die engagierten Mitarbeiterinnen der Uckermärkischen Bühnen, dass wir auch mit einer mehr als halbstündigen Verspätung (!) und einem zügigen Fußmarsch doch noch das Stück im Ganzen sehen konnten. Vielen Dank nach Schwedt für die großzügige Flexibilität und diese interessante Inszenierung!(Marlen Wahren, Deutsch-Lehrerin)