Akzent in der Bildungslandschaft der Region

Unser Schulprofil

Das Evangelische Johanniter-Gymnasium Wriezen macht es sich zur Aufgabe, die Schülerinnen und Schüler mit einer fundierten Allgemeinbildung zum Abitur zu führen, ihre persönlichen Fähigkeiten zu entwickeln und ihnen gleichzeitig eine solide und gute Berufsorientierung zu bieten. Leben und Lernen gehört in der Schule zusammen. Christliche Nächstenliebe als der Grundpfeiler jeder Gemeinschaft soll in der Schulgemeinschaft, aber auch durch soziales Engagement außerhalb der Schule erfahren werden. Ein Vorbild dafür ist die über 900jährige Tradition der Fürsorge des Johanniterordens für Kranke, Arme und Hilfsbedürftige. Selbstbewusste Schülerinnen und Schüler lernen am Evangelischen Johanniter-Gymnasium Wriezen, Verantwortung für sich und für andere zu tragen.

Das Evangelische Johanniter-Gymnasium ist eine Ganztagsschule. Sie steht allen Kindern offen, unabhängig von ihrer Religion oder Herkunft.
Die Stadt Wriezen und das Gründungskuratorium aus führenden Vertreterinnen und Vertretern der Region aus Handwerk und Wirtschaft, Kirche, Politik und Gesellschaft setzen sich für das Evangelische Johanniter-Gymnasium Wriezen ein.

Was zeichnet unsere Schule aus?

Lernen lernen
Menschen sind Subjekte ihres Bildungsprozesses, nicht Objekte der Bildungsanstrengungen anderer. Wir wollen in jedem einzelnen Kind und Jugendlichen dessen Stärken suchen und ihn in all seinen Anlagen fördern. Selbstständiges Lernen, Arbeiten in Gruppen, Fähigkeit zum Austausch mit anderen sind Fähigkeiten, die im Unterricht vermittelt und gefestigt werden. Das Bewusstsein des eigenen Standpunktes und die Toleranz für andere soll für das Leben in einer globalisierten Gesellschaft entwickelt werden. Darüber hinaus versteht das Evangelische Johanniter-Gymnasium Wriezen Bildung immer auch inhaltlich: Lernkompetenz und Verfügungswissen gehören zusammen.

Offener Unterricht
Der Unterricht geht auf die Interessen der Schülerinnen und Schüler ein. Neben klassischen „frontalen“ Unterrichtsformen stehen offene und integrative Lernformen wie Freiarbeit, Wochenplanarbeit und fächerübergreifender Unterricht. Für diese offenen Lernformen wird in der Sekundarstufe I pro Jahrgang an zwei aufeinander folgenden Wochentagen ein vierstündiger Block „offener Fachunterricht“ eingerichtet, den sich mehrere Fächer teilen. Die individuellen Schulleistungen werden durch Fördermaßnahmen und Aufgabenbetreuung unterstützt. Dafür ist Zeit im Mittagsband und am Nachmittag eingeplant.

Projekte
Ein methodischer Schwerpunkt ist Projektlernen, wofür mehrere Projektbereiche eingerichtet und von einer Lehrkraft bzw. einem Team betreut werden. Diese Projekte sind auf längere Zeit angelegt. Die Schülerinnen und Schüler können zu sinnvoll gewählten Zeitpunkten ein- oder aussteigen. Zur Zeit sind sechs Projektbereiche vorgesehen:

  • Sport, Gesundheit, Fitness, Erste Hilfe
  • Naturwissenschaften
  • Gesellschaft, Familie, Diakonie
  • Stadtkultur, regionale Entwicklung, Ökonomie, Politik
  • Schulbegleitende Berufsausbildung, Ökologie, Umweltschutz
  • Fremdsprachen, Partnerschulen, internationale Beziehungen, Eine-Welt-Arbeit

Musische Bildung
Neben den gymnasialen Kernfächern und der Berufsausbildung erhalten auch die musischen Fächer ihren Platz: Instrumentalunterricht sowie Chor- und Theaterarbeit sind nicht nur wichtige Bestandteile kultureller Bildung. Sie helfen, Sinn für Ästhetik, Selbstwertgefühl und Durchhaltevermögen zu entwickeln. Sie verlangen Teamarbeit und vermitteln Erfolgserlebnisse, sind also ein wichtiger Baustein des Erziehungskonzepts der Schule.

Fremdsprachen
Der Fremdsprachenunterricht ist profiliert: Die erste Fremdsprache Englisch (ab Klasse 3) wird in der Sekundarstufe I fortgeführt. Ergänzend kommen in der 7. Jahrgangsstufe Spanisch oder Latein hinzu. In der 9. Jahrgangsstufe kann eine slawische Sprache gewählt werden. Auch der Sprachunterricht entfaltet Formen handlungsorientierten Lernens, wie z.B. eine „Englischzeit“ an einem Wochentag, in der die ganze Schule nur Englisch spricht. Hier spielen Schulpartnerschaften eine wichtige Rolle.

Leben und Lernen
Das Evangelische Johanniter-Gymnasium Wriezen soll ein attraktiver Lern- und Lebensort sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für Pädagoginnen und Pädagogen sein. Daher ist es als gebundene Ganztagsschule konzipiert. Das eröffnet viele Möglichkeiten zur Umsetzung des anspruchsvollen reformpädagogischen Profils und hilft Eltern, Familie und Beruf zu vereinbaren. Die Schülerinnen und Schüler besuchen die Schule an vier Tagen der Woche bis 16.00 Uhr, ein Nachmittag ist frei. Einen starren Vormittagsunterricht im 45-Minuten-Takt gibt es nicht, Unterricht, Freiarbeit und offene Angebote wechseln sich ab. Gemeinsame und individuelle Freizeitgestaltung fließt in die Bildungsarbeit ein. Der Nachmittagsbereich bietet zudem Raum für Arbeitsgemeinschaften, Kurse, Projekte sowie musikalische und sportliche Angebote.

Rhythmisierter Tag
Das Ganztagskonzept eröffnet Möglichkeiten, Unterricht im starren 45-Minuten-Takt aufzuheben. Der Ganztagsunterricht geht von einem 10-Stunden-Raster aus: 5 Zeiteinheiten am Vormittag, als 6. Zeiteinheit das Mittagessen und 4 Zeiteinheiten am Nachmittag. Der Nachmittag bietet ausreichend Raum für Unterricht, Arbeitsgemeinschaften und Projekte, die flexibel miteinander kombiniert werden können. Der Wochenzeitplan enthält ca. 45 Schulstunden. Bei einem Pflichtkontingent von 30 – 33 Unterrichtsstunden in den Jahrgangsstufen 7 und 8 bleiben so 12 – 15 Stunden für eine ganztagsspezifische Gestaltung (Mittagsband, Arbeitsgemeinschaften, Förderunterricht, Hausaufgabenbetreuung, Einführung in die Berufswelt). Und auch Spiel und Sport gehören zu einer Ganztagsschule.

Schule und mehr
Dass Erziehung und Bildung, Leben und Lernen, zusammen gehören, ist ein alter christlicher Gedanke – und ein sehr moderner. Das Evangelische Johanniter-Gymnasium will den Einzelnen in seiner Persönlichkeitsentwicklung stärken und die Gemeinschaft fördern. Leben in einer Schulgemeinschaft heißt teilhaben und mitentscheiden, nicht nur in den demokratischen Gremien der Schule, sondern auch im schullischen Alltag. Eltern und Schule sind Bildungs- und Erziehungspartner.

Partner gesucht
Wir suchen Partner. Kirchengemeinden, kirchliche und diakonische Einrichtungen wie die Johanniter-Unfall-Hilfe werden in das Schulleben einbezogen. Die Schule will ein Ort der sozialen Begegnung in Stadt und Kreis sein. Um in Projekten ein gutes fachliches Niveau zu sichern, wünschen wir uns ein Netzwerk von Paten, Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, Fachhochschulen, Betrieben der Region. Im sportlichen Bereich ist eine Zusammenarbeit mit lokalen Sportvereinen vorgesehen.

Normalerweise muss man im Brandenburgischen lange suchen, bis man zufällig auf Menschen aus anderen Kulturen stößt, während sich zum Beispiel in der Berliner S-Bahn die Fremdsprachen nur so überflügeln. Dass es nicht so bleiben muss, zeigen die jüngsten Entwicklungen im Evangelischen Johanniter-Gymnasium in Wriezen. Neben Gastschülern, die aus Asien, Afrika sowie Nord- und Südamerika bislang den Weg in das kleine Oderbruchstädtchen gefunden haben, mehrt sich auch auf der Seite der Lehrer der Anteil an Muttersprachlern aus anderen Ländern.

Allen voran ist da der Spanischlehrer Alejandro Fernández Martin zu nennen, der seit über zwei Jahren die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums originell und lebendig in seine Muttersprache einführt. Dass er ein Händchen fürs Schauspielerische hat und sich zudem als Zeichner versteht, kommt seinem Unterricht nur zugute. Wenn er nicht unterrichtet, zeichnet er Menschen, Situationen, Gesichter oder entwickelt auf Auftrag gern Comics. Ursprünglich stammt der Spanier aus Cadiz, der andalusischen Stadt am Meer. Bereits mehrmals begleitete er zahlreiche seiner Wriezener Schüler zu Sprachaufenthalten in den Sommerferien in seine Heimatstadt. „Sie verstehen mich nun besser und haben auch einen größeren Respekt gegenüber der spanischen Kultur entwickelt.“

Die kolumbianische Gastschülerin Laura Bahamón Jimenez, die seit dem Beginn dieses Schuljahres in der 10 unterrichtet wird, fühlt sich bei ihrer Gastfamilie in Golzow sehr wohl. Sie hat es glücklich getroffen. Ihre „Gastschwester“ Johanna teilt mit ihr viele Interessen, nicht nur das Tanzen und Kochen. Laura bringt Johanna Salsa bei und Johanna hilft ihr, in der deutschen Sprache und hier im Lande immer heimischer zu werden. Die beiden Mädchen sind ein Herz und eine Seele! Aber auch sonst fühlt sich Laura in ihrer neuen Klasse und im Brandenburgischen bestens aufgehoben. „Die Leute sind sehr nett.“ Von Fremdenfeindlichkeit bedroht fühlt sie sich keineswegs. Da geht es in Cali, ihrer kolumbianischen Heimatstadt, schon anders zu. Die Schulkinder laufen aus Sicherheitsgründen niemals allein zur Schule, wie das hier so üblich ist. Allerdings findet sie das Bild, das man sich in Deutschland von Kolumbien macht, eindeutig zu negativ. Das einzige, was der 15jährigen Laura manchmal fehlt, ist die spanische Sprache, und da ist es schon ein Segen, dass es am Johanniter-Gymnasium immerhin Alejandro Fernandez gibt sowie Tom Schwenk, der als Halbkolumbianer und Sportlehrer der Schule schließlich auch mit ihr Spanisch parlieren kann.

Laurie Grunenberg ist Englischlehrerin am Evangelischen Johanniter-Gymnasium Wriezen. Sie kommt aus Amerika, hat selbst fünf amerikanisch-deutsche Kinder und lebt im Fläming. Dass sie kulturell aus dem Nähkästchen plaudern und die englische Sprache den Schülerinnen und Schülern als „mother tongue“ näher bringen kann, ist natürlich für die Schule eine unglaubliche Bereicherung. Wer am Ende der Schulzeit fließend Englisch und Spanisch spricht, hat allemal bessere Chancen. Dies ist jedenfalls explizit das Ziel der beiden Pädagogen. „Wenn ich mit den Schülern im Unterricht so voran schreiten kann wie bisher, werde ich sie auch dahin bekommen, letzte Sprachbarrieren einzureißen“, prophezeit der Spanischkollege Fernandez zuversichtlich.

„Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Propheten kommen“. Wer nicht so lange warten will, bis das brandenburgische Leben sich mit ausländischen Besuchern füllt, der kann sich auch, wie zwei Schülerinnen des Gymnasiums, für einen längeren Auslandsaufenthalt entscheiden. Die Zehntklässlerinnen Johanna von der Marwitz und Carmen Sixdorf sind für sechs bzw. zwölf Monate nach Amerika gegangen, um Land und Leute kennen zu lernen und ihr Englisch aufzubessern. „Ich kann das jedem nur empfehlen“, schreibt Carmen aus Amerika, obwohl sie einiges, besonders ihre Nahesten, auch sehr vermisst.

Sicher sind aber die häufigen Kontakte zu anderen Kulturen ein entscheidender Grund, warum das Bereisen und Erkunden fremder Kulturen den Schülerinnen und Schülern am Evangelischen Johanniter-Gymnasium in Wriezen immer selbstverständlicher erscheint. Beispielhaft zeigen das die Japanreise im letzten Jahr, der regelmäßige Besuch der Jugendgruppe iThemba aus Südafrika sowie die Romanische Woche im März, bei der die französische Musikgruppe MI ALMA aus Brest im Johanniter-Gymnasium auftrat. Der Frieden in der Welt beginnt schließlich durch den Kontakt zwischen den einzelnen Menschen, und es lohnt sich täglich damit anzufangen, Kontakte aufzubauen und zu vertiefen.

Sientje F. Arzt

„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ (SOR-SMC) – das ist der Name, den das Evangelische Johanniter-Gymnasium Wriezen seit dem 10. November 2008 im „Untertitel“ führt. Er wurde der Wriezener Schule im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung durch die Landeskoordinatorin des Projekts SOR-SMC, Birgit Funke aus Potsdam, verliehen. Das Johanniter-Gymnasium ist damit die 37. Schule im Land Brandenburg, der diese Auszeichnung zugesprochen wurde. Die Patenschaft übernahm Heilgard Asmus, Generalsuperintendentin des Sprengels Potsdam der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Sie war in die Oderbruchhauptstadt gekommen, um zu gratulierten. Zugleich wünschte Regionalbischöfin Asmus Mut und Ausdauer bei der Gestaltung des Titels. Er möge für die ganze Schulgemeinde gelten, um einen angstfreien Raum zu schaffen, in dem Menschen menschlich bleiben.

Die Titelverleihung war eingebettet in einen Projekttag, der an der Gedenkplatte zur Erinnerung an die Zerstörung der Wriezener Synagoge am 10. November 1938 begann. Gemeinsam mit einer Klasse der Salvador-Allende-Oberschule gedachten die Schülerinnen und Schüler des Evangelischen Johanniter-Gymnasiums der Opfer von Antisemitismus und Gewaltherrschaft. Im Schulhaus an der Freienwalder Straße fanden verschiedene Workshops für die Jugendlichen statt, die sich mit dem Thema „Judentum“ und „Rassismus“ beschäftigten. Als Höhepunkt des Tages stand die Enthüllung der Plakette mit dem Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ auf dem Programm. Hierzu hatten sich zahlreiche Gäste im Gymnasium eingefunden, unter anderem Bürgermeister Uwe Siebert, Schulleiter Ulrich Oestermann, Superintendent Roland Kühne und Dr. Gundolf Senkel vom Staatlichen Schulamt Frankfurt/Oder.

Auch der Koordinator des Handlungskonzepts „Tolerantes Brandenburg“ der Landesregierung, Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp, begrüßte den Entschluss der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrerinnen und Lehrer, Zivilcourage zu zeigen und ihrer Schule ein neues Profil zu geben. „Wenn Schülerinnen, Schüler und ihre Lehrerinnen und Lehrer sich gemeinsam verpflichten, für eine gewaltfreie und demokratische Gesellschaft zu kämpfen, mit Aktionen und Projekten an der Umsetzung dieses Ziels arbeiten und Rechtsextremisten an ihrer Bildungseinrichtung keinen Raum lassen wollen, ist das ein sehr ermutigendes Zeichen“, so Burkhard Jungkamp. „In einer `Schule mit Courage‘ können die Schülerinnen und Schüler zeigen, dass die Schule für sie ein Lebensraum ist, den sie aktiv mitgestalten.“

Gedenkveranstaltung

Schülerinnen und Schüler des Evangelischen Johanniter-Gymnasiums Wriezen gedenken am 9. November der Reichspogromnacht von 1938. An diesem brannten in Deutschland zahlreiche Gotteshäuser der Juden, und Geschäfte jüdischer Besitzer wurden zerstört. Auch in der Hauptstadt des Oderbruchs kam es zu Gewalttaten der Nationalsozialisten, die Synagoge fiel Brandstiftern zum Opfer. Heute erinnert eine Platte an die Geschehnisse der Vergangenheit. Für das Wriezener Gymnasium ist der 9. November alljährlich ein Tag des Innehaltens und Andächtigwerdens. Immer wieder neu wird der historische Hintergrund im Unterricht aufgegriffen. Auch in diesem Jahr begab sich eine Schülerdelegation zur Gedenkstelle, an der sie vom evangelischen Gemeindepfarrer begrüßt wurde. Er las den Jugendlichen einen Psalm vor und betete dann gemeinsam mit ihnen das Kaddish-Gebet, ein traditionelles Gebet der Juden. Hieran schloss sich ein Segensspruch des Geistlichen an. Zum Abschluss der Gedenkfeier entzündeten die Gymnasiasten Kerzen, die sie vor der Gedenkplatte aufstellten. Schulleiter Michael Tiedje hält diese Form der Erinnerung in mehrfacher Hinsicht für wichtig: „Zum einen ist es notwendig, dass wir mit den Schülern die geschichtlichen Zusammenhänge des Judenhasses bearbeiten. Nur hierdurch ist es möglich aufzuzeigen, auf welchen Wegen die Menschen massenhaft in die Verblendung geführt und zu grausamsten Taten fähig wurden. Andererseits wollen wir mit der Gedenkfeier in die Öffentlichkeit wirken. Sie soll aufgerüttelt werden, damit verhindert werden kann, dass sich das schreckliche Geschehen wiederholt.“